ABSTRACT

Kants Erkenntnistheorie erwächst als letzte Konsequenz des modernen Nominalismus. Lange Zeit hielt er am schlichten Realismus der Wolffschen Schule fest und verharrte in der Ansicht, unser begriffliches Denken vollzöge sich mit Notwendigkeit innerhalb der realen Ordnung der natürlichen Welt. Später kam er dazu, seine Vorstellung von der „Reinen Vernunft“ zu entwickeln, in der Meinung, unsere begrifflichen Konstruktionen hätten nichts zu tun mit den Gegebenheiten der materiellen Welt und ihren kausalen Verknüpfungen; vielmehr seien die Metaphysiker lediglich Architekten von Luftschlössern, die mit der Wirklichkeit der Dinge nicht übereinstimmten. Daher wandte er sich der Beziehung zu, welche zwischen Erfahrung und Begrifflichkeit besteht, wobei es für ihn auf der Hand lag, dass es zwischen dieser Art von Begriff und der Realität eine enge Verbindung gab. Als er später Humes Thesen kennenlernte, war er von diesen in hohem Maße begeistert. Hume stellte als erster fest, dass die geistige Form, unter welcher wir die Realität begreifen, z.B. das Gesetz der Kausalität, uns nicht angeboren ist, sondern sich durch die Vermittlungstätigkeit unseres Geistes herausbildet. Wir können jedoch nicht beweisen, dass diese mit der empirischen Wirklichkeit irgendetwas zu tun hat, woraus sich erhellt, dass diese nicht durch Begriffe allein erkannt werden kann. Aus dieser Schwierigkeit heraus versuchte er, die Monadenlehre von Leibniz mit ihrer Ansicht, die Welt befinde sich im Zustand einer göttlich vorgegebenen Harmonie, zu akzeptieren, um diese Frage des „Verhältnisses zwischen Geist und Realität“ zu lösen. Dieses sind die Grundzüge seiner Antrittsschrift.