ABSTRACT

Nach dem Zweiten Opiumkrieg und dem darauf folgenden Frieden von Peking stand China vor zwei Alternativen. Es konnte aus der technischen Stärke Englands und Frankreichs auf deren grundsätzliche Überlegenheit schließen und versuchen, seine Institutionen nach westlichen Vorbildern abzuändern. Oder es musste daran gehen, die eigene, aus den Fugen geratene Welt wieder in Ordnung zu bringen. Wir wissen, dass sich die maßgebenden Kreise in Peking dafür entschieden, den zweiten Weg zu beschreiten. Was China zwischen 1860 und 1875 erlebte, war kein radikaler Kurswechsel wie in Japan nach der Niederlage der Tokugawa (1868); vielmehr entschied man sich unter der nominellen Herrschaft des TongzhiKaisers zu einer Restauration. Schon Mary C. Wright konnte in ihrer Pionierstudie feststellen, dass sich das Qing-Reich in diesen fünfzehn Jahren, in denen es wesentlich aus eigener Kraft über mehrere große Rebellionen triumphierte, auf wichtigen Gebieten konfuzianisch erneuerte.5 Während man im Westen lange Zeit die Politik von Prinz Gong und das Tongwenguan-Experiment hervorhob, hat die neuere Forschung klargestellt, dass das wichtigste Merkmal dieser Epoche eine tiefgreifende nativistische Reaktion war. 6 Nicht nur, dass das während der

5 Siehe dazu die Monographie von Wright 1962. 6 Seit etwa zwanzig Jahren werden einige Forschungsreihen publiziert, die auf Dissertationen

und Habilitationen zahlreicher Universitäten beruhen. Sie vermitteln einen Überblick über den Stand der verschiedenen Gebiete der sozial-und sprachwissenschaftlichen Forschung. Z.B. SDX & Harvard-Yenching Academic Library (Sanlian, Hafo Yanjing xueshu congshu 三聯,哈佛燕京學術叢書) und Dongfang lishi xueshu wenku 东方历史学术文库 (Sammlung von Arbeiten zur ostasiatischen Geschichte). Dazu kommen noch die Forschungen in Taiwan und Hong Kong, vor allem die Arbeiten der Academia Sinica (Zhongyang yanjiuyuan 中央研究院) in Taibei.