ABSTRACT

Am letzten Maitag des Jahres 1452 kam Nikolaus von Kues, wahrscheinlich von Innsbruck her über den Achenpaß, nach Kloster Tegernsee. Der Kardinal und neue Bischof von Brixen war als päpstlicher Legat auf dem Weg nach Böhmen. Er blieb im Kloster Tegernsee am gleichnamigen See drei Tage während der Oktav des Pfingstfestes bis zum 2. Juni. Zur großen Freude des Abtes Kaspar Ayndorffer und der Tegernseer Mönche machte der berühmte Theologe, ‘vir in omni arte et sciencia eruditissimus’, ihr ganzes monastisches Leben mit, aß mit den Brüdern im Refektorium, stand mit ihnen im Chor und gab geistige und geistliche Anregungen. So stellten ihm unter anderem die Mönche die merkwürdige Frage, ob es erlaubt sei, Epileptiker mit einem Beryll zu brennen, wie dies seit langer Zeit praktiziert werde. Man habe – so die Mönche – Theologen und Physiker befragt und unterschiedliche Antworten erhalten, weshalb man dieses Verfahren aufgegeben habe. Der Bischof aber erlaubte dieses Brennen, doch sollte den Patienten gesagt werden, dass dieser Stein die natürliche Kraft in sich habe und es sich nicht um ein Wunder handle. Auch solle man das Heilverfahren außerhalb des Klosters und von besonders Befähigten ausführen lassen.