ABSTRACT

Meine 1975 vorgetragene These, 60 (oder sogar 62) der 70 Dichtungen des von Picander 1728 erstmals veroffentlichten Kantatenjahrgangs P 1–70 seien die Textgrundlage des vierten der fünf von Johann Sebastian Bach hinterlassenen Kantatenjahrgänge 1 , eine Vermutung, die vor mir bereits Alfred Dürr mehrfach geäußert hatte 2 , hat inzwischen mancherlei Beachtung gefunden 3 . Besonders ausführlich damit beschäftigt haben sich Walter Blankenburg 4 und jüngst William H. Scheide 5 , dessen 1961 in der Musikforschung vertretene, gegensätzliche Auffassung in dieser Frage den Ansatzpunkt für meine eigenen Überlegungen bildete. Während Blankenburgs Erörterungen leider auf einer allzu flüchtigen Lektüre meines Aufsatzes beruhen und deshalb hier beiseite bleiben können, brachte Scheide durch seinen Hinweis auf Rudolf Wustmanns Ausgabe der Bachschen Kantatentexte 6 neues Material in die Diskussion, das meine These korrigiert, zugleich aber, ohne daß er selbst dessen gewahr wurde, erneut bestätigt. Doch bevor ich darauf eingehe, ist es unumänglich, meine damaligen Ausführungen in knapper Form nochmals aufzugreifen 7 . Meine These, über deren großenteils hypothetischen Charakter ich den Leser keinen Augenblick im unklaren gelassen habe 8 , besteht – das sei zu Beginn nachdrücklich hervorgehoben – aus mehreren Komponenten, die dem Ganzen nur in ihrer Zusammenschau einen gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit verleihen.