ABSTRACT

Der Templerorden war kein Monolith, sondern ein ausdifferenzierter Zusammenschluß von Personen höchst unterschiedlicher Herkunft, Aufgaben und Bildung, der in allen Königreichen des Okzidents und im Heiligen Land operierte. Darunter lag ein anderes Band, für das sich in der Ritterordensforschung das Schlagwort von einer „Spiritualität“ eingebürgert hat. Dieser oft aus dem Bauch heraus gebrauchte Begriff stellt uns vor ein massives Definitionsproblem. Kaspar Elm hat es bereits 1993 umrissen. Es sei, so schrieb er, „so gut wie unmöglich, von der Spiritualität einzelner oder gar der Gesamtheit der geistlichen Ritterorden zu sprechen, wenn man unter Spiritualität religiöses und sittliches Verhalten, geistiges Interesse und kulturelle Leistungen versteht und ihr, wie es oft geschieht, alles das zuordnet, was sich nicht auf Politik, Verfassung und Verwaltung, Herrschaftsbildung und Kriegswesen, Sozialstruktur und Wirtschaftsführung bezieht. Der Versuch wird auch dann nicht einfacher, geht man von der anderen, nicht weniger häufig vertretenen Auffassung aus, wonach es bei Spiritualität um das individuelle Frömmigkeitsleben geht, das seine subtilste Ausformung in Phänomenen wie der Mystik zu finden vermag.“ 1