ABSTRACT

Als ich vor etwa drei Jahren versprach, etwas über Ciceros Kenntnis der ‘Schule des Aristoteles’1 zu schreiben, hoffte ich, in Ciceros Schriften das eine oder andere neue Testimonium ausfindig zu machen. Aber schon bald zeigte sich, daβ die Arbeit getan war. So gut wie alles steht in Fritz Wehrlis ‘Schule des Aristoteles’ Hans Gottschalk hat Nachlese gehalten, so gründlich, daβ Neues vorerst nicht zu erwarten ist.2 Wenn ich mich nun doch zu dem mir seinerzeit zugesprochenen Bereich äupere, so deshalb, weil mir Ciceros Verhältnis zum nachtheophrastischen Peripatos aufschlupreich zu sein scheint, aufschluPreich nicht für unsere Kenntnis der von Wehrli untersuchten Peripatetiker: über sie steht alles Wesentliche in den Handbüchern, und auch nicht für Ciceros konkretes Wissen über sie: welche Philosophen Cicero nachweislich gekannt und welche Werke von ihnen er gelesen hat, läpt sich anhand der Indices von Wehrli und Gottschalk rasch feststellen. Aber aufschlupreich ist es, wie Cicero die Peripatetiker nach Theophrast benutzt und zitiert, aufschlupreich ist sein Urteil über sie, sein Umgang mit ihren Schriften. Dieses Verhältnis genauer zu beschreiben, soil versucht werden, denn daraus lassen sich allgemeine Folgerungen ziehen für den Wert und vor allem auch für die Grenzen des ‘Quellenautors’ Cicero. Ich verkenne nicht, dap damit der uns gesteckte Rahmen ein wenig überschritten wird, denn das Folgende gilt nicht eigentlich ‘Ciceros Kenntnis des Peripatos’, sondern unserer Kenntnis des Schriftstellers, aber auch des Menschen M. Tullius Cicero.