ABSTRACT

Ich bespreche hier nicht das Werk Jackson Pollocks—zumindest nicht direkt—, sondern die vom Musée National d’Art Moderne im Centre Georges Pompidou, Paris, organisierte und dort präsentierte Pollock-Ausstellung. Zuallererst scheint es mir eine Frage der Zurückhaltung zu sein, heute nicht über das Werk von J. P. zu sprechen: einmal, um nicht noch weitere Zeilen über ein Werk zu schreiben, das sowieso schon unter einer literarischen Sintflut leidet, die es überschwemmt und zu verschlingen droht; aber vor allen Dingen deshalb, weil mir scheint, daß diese Ausstellung auf beispielhafte Weise geeignet ist, ein spezifisches und immer häufiger anzutreffendes Phänomen einzukreisen: Eine stetig wachsende Kluft nämlich tut sich auf zwischen dem Werk auf der einen Seite und seiner Ausstellung auf der anderen. Und heute ist diese Kluft bereits so tief, daß man nicht mehr genau weiß, wovon man sprechen soll, vom ausgestellten Werk und seinem Autor oder von demjenigen, der es ausstellt und der Art, wie er das tut. Waren diese beiden Faktoren früher 350nicht voneinander zu trennen, so treten sie neuerdings nicht nur immer häufiger isoliert auf, sondern stehen zuweilen sogar im Widerspruch zueinander. 1