ABSTRACT

Bei dem Projekt “Lautenbach” handelt es sich urn einen neuartigen Versuch, integrierte Pflanzenschutzverfahren – ge-mäß der FAO-Definition – in einem kommerziell produzierenden landwirtschaftlichen Betrieb zu entwickeln. Dadurch sincl Regeln der Betriebswirtschaftlichkeit bindend vorgeschrieben. Das Projekt kann dennoch als umfassend gelten, weil in ihm Erfahrungen aus den verschiedenen Fachdisziplinen der landwirtschaftlichen Produktion vereinigt werden. Mittelpunkt der Betrachtung ist demnach nicht mehr ein Schadling oder eine Kultur, sondern der Betrieb mit seiner gesamten Rotation. Gemäß den integrierten Forderungen wurden im Versuchsbetrieb folgende produktionstechnischen Maßnahmen geändert:

Die Fruchtfolge:

Bei der neueingefuhrten Fruchtfolge handelt es sich urn eine verbesserte dreijahrige Fruchtfolge mit 6 Felderwirtschaft. In dieser Anordnung kommt der Winterweizen alle drei Jahre auf dieselbe Fläche zurück; wahrend Hafer und Gerste alle 12 Jahre wiederkehren (Halmbasiserkrankungen/Hafernematoden). Für Zuckerrüben beträgt der Anbauabstand mindestens vier Jahre (Rübennematoden) und für Erbsen bereits acht Jahre (Nematoden und pilzliche Schaderreger). Das Verhältnis Halmfrucht : Blattfrucht beträgt 1:1 (Selektion bestimmter Unkrautgruppen?!). Sommer- bzw. Winterkulturen sind auf Grund vorhandener Unkrautarten auf die vorgesehenen Äcker verteilt.

Die Bodenbearbeitung:

320Mit dem jährlichen Pflügen wird die Ackerkrume samt die in und auf ihr lebenden Organismen umgeschichtet. Die Folge ist die Zerstorung der Bodenstruktur und damit der Lebensraume der dortigen Organismen, Vergrabung (= Konservierung) von Unkrautsamen usw. Viele dieser Nachteile lassen sich weitgehend vermeiden, wenn die gleiche Bodenloekerung ohne Wenden der Krume erreicht werden kann. Durch den Einsatz des “Schichtengrubbers” ist das seit drei Jahren möglich geworden. Über Zwischenergebnisse wird berichtet.

Saattechnik:

Die mechanische Unkrautbekämpfung ist nur dann möglich, wenn die Abstände zwischen den Säreihen das Durchfahren der Hackaggregate ohne Beschädigung der Kulturpflanzen zulassen. Bei Kulturen wie Zuckerrüben oder Bohnen ist das möglich. Bei Getreide dagegen müssen die Zwischenreihenäbstande vergrößert werden, urn das Hacken erst möglich zu machen. Durch eine Zusammenlegung von je zwei Drillreihen, bei gleicher Saatdichte, konnten die Abstände bis 24 cm vergrößert werden. Auch das Säen im Bandverfahren bietet ähnliche Möglichkeiten. Verschiedene Hackmaschinen sowie die Problematik des Getreidehackens wird besprochen.

Untersaaten/Zwischenfruchtanbau:

Die Unterdrückung von Unkräutern – insbesondere die Sommerarten – sowie die Forderung des Bodenlebens kann optimal durch eine kontinuierliche Bodenbeschattung erreicht werden. Durch das Einbringen von Untersaaten – z. Z. Gelbklee – in Felder spätreifender Getreidearten oder durch den Anbau von Grundüngern nach frühreifenden Kulturen wie Erbsen, kann eine solche Bodenbeschattung auch in einem ackerbaulichen Betrieb verwirklicht werden. Beispiele und Kriterien zur Wahl der Untersaaten werden behandelt.

Mineralische Dtingung:

Eine unangemessene N-Versorgung verstarkt die Gefahr des 321Lagerns und die des Mehltaus im Getreide. Wird die N-Dungung nach dem tatsächlichen Bedarf der Pflanzen dosiert, so kann man dieser Gefahr vorbeugend entgegenwirken. Durch die Feststellung im Boden verfügbarer Nitrat-Mengen (N-min-Methode) kann die erste N-Gabe (für die Anfalligkeit des Weizens entscheidend) bei Winterweizen besser bestimmt werden. Auch die Anwendung vom langsamwirkenden Stickstoffdiinger Floranid ersparte in zweijähriger Erfahrung bereits bei einmaliger Gabe von 75 kg Stickstoff die Mehltaubekarnpfung bei Winterweizen.

Chemische Bekämpfungsmaßnahmen:

Auf den integriert bewirtschafteten Flächen werden chemische Pflanzenschutzmittel nur dann eingesetzt, wenn die wirtschaftliche Schadensschwelle für den ,jeweiligen Schadorganismus überschritten 1st. 1st diese nicht bekannt, so wird der Befall toleriert, der in den vergangenen Jahren zu keinen Ertragsverlusten geführt hatte (Negativprognose). An Hand des Beispiels Unkräuter in Erbsen wird die Anwendung der wirtschaftlichen Schadensschwelle diskutiert.