ABSTRACT

SELBSTVERWIRKLICHUNG beginnt bekanntlich in erster Linie mit Selbsterkenntnis und diese dort, wo wir Ressentiments entdecken, dem nachgehen, was uns ärgert, aufregt, uns verstimmt, uns so beherrscht, dass wir damit einfach nicht fertig werden. Sehr oft sind es Erlebnisse aus der Vergangenheit, unerfüllte Wünsche, ungelebtes Leben, grosse Enttäuschungen, "entthronte Götter", anerzogene Hemmungen, die seinerzeit einen Sinn hatten, iim. aber vielleicht heute verloren haben. Wir müssen neu Stellung beziehen dazu, Vernachlässigtes, so weit dies möglich ist, aufholen, Verdrängtes ans Licht ziehen, nochmals erleben und dann "abreagieren", Wir miissen erkennen, inwiefern wir ab-norm sind, von der allgemeinen Norm abweichen und müssen unsere Konsequenzen daraus ziehen. Wir müssen aber auch unsere Grenzen kennen lernen und merken, wieweit der Körper uns befiehlt und uns in Stimmungen versetzen kann, die unser Verhalten bestimmen. Dies kann soweit gehen, dass wir die Freiheit zur Entscheidung verlieren, ganz in den Bann einer somatisch bedingten "Verhexung", Verzauberung gelangen und zuerst dieser Bann gelöst werden muss, bevor der Geist wieder aus der "Flasche" hinaus kann. Wenn man viel mit vegetativdystonen Patienten zu tun hat, so sieht man, wie grund-legend eine somatische Behandlung sein kann um überhaupt den Weg zur Selbstverwirklichung frei zu machen. Im Banne der somatopsychischen "Verhexung", in der sehr leicht wirkliche "Hexenschüsse" auftreten, wie der Volksmund absolut richtig sagt, spielt die grosse Mutter als Sinnbild des absoluten Schutzes oder der Vater in alien seinen Abwandlungen als Beschützer, Autorität, eine sehr grosse Rolle. Religion wird vorwiegend als Sicherung, als Schutz angesehen und mit Gott ein Vertragsverhältnis gesucht, das uns bis in alle Ewigkeit vor allem "Bösen" beschützen soll.