ABSTRACT

Cusanus unterscheidet sicher nicht immer streng zwischen Verstand (ratio) und Vernunft (intellectus). So heißt es z.B. im Sermo CLXXXIX (183), daß wir nichts anderes ersehnen als die vita perpetua rationalis seu intellectualis. 1 Wenige Zeilen später schreibt er: ‘Es ist nötig, daß das vernünftige Leben (vita rationalis) von Dir, meinem Gott, von dem es hat, daß es Leben ist, gestärkt werde. Aber was stärkt das vernünftige Leben (rationalem vitam), wenn nicht eine vernunfthafte Speise (cibus intellectualis), welches die unvergängliche Speise ist, die [ihrerseits] jenes Wort ist, das meinen Geist ins Sein gerufen hat. Jenes Wort ist daher die unendliche ratio, die meine ratio aus dem Nichts zum Sein der ratio gerufen hat. Einzig die Weisheit vermag daher meine ratio vor jedem Untergang und dem Tod zu bewahren. Durch sie bin ich das, was ich bin.’ 2