ABSTRACT

Für eine verhältnismäßig kurze Zeit hat das sogenannte gotisch-arianische Christentum eine bedeutende geschichtliche Rolle gespielt. Mit Ausnahme der Franken und Alemannen haben es sich die meisten der germanischen Volksverbände zu Eigen gemacht, die sich vom vierten bis zum sechsten Jahrhundert auf römischem Provinzialboden niedergelassen haben. 1 Keine wirklich tragfähigen Hinweise gibt es allerdings auf eine Annahme des gotisch-arianischen Christentums durch die Rugier, Skiren und Heruler. Trotz der schnellen und erfolgreichen Verbreitung hat sich der gotische Arianismus auf die Dauer jedoch nicht behaupten können. Die Reiche der Wandalen in Lateinafrika und der Ostgoten in Italien sind im Wandalen- (530–34) und Ostgotenkrieg (535–53) der byzantinischen Rückeroberungspolitik Justinians erlegen. Das Reich der Gepiden zwischen Theiß und Karpaten wurde 567 von Langobarden und Awaren aufgerieben. Die jeweiligen Volksverbände lösten sich darauf als eigenständige politische Einheiten auf. Ihre überdauernden Angehörigen verloren in der Folge ihre kulturelle Identität. Damit erlosch auch ihr arianisches Christentum. Für die Wandalen und Gepiden ist dieses Geschehen nicht nachzuzeichnen. Das Erbe des ostgotischen arianischen Christentums traten dagegen die Langobarden nach ihrer Reichsgründung in Italien (568) an. Schon im Vorfeld hatte der Langobardenkönig Alboin seit etwa 560 Beziehungen zu ostgotischen Arianern in Italien aufgenommen. In den Reichen der Burgunder in Savoyen und Burgund, der Suewen in Galicien und dem Norden des späteren Portugal sowie der Westgoten in Spanien erlag das arianische Christentum im Verlauf des sechsten Jahrhunderts dem kulturellen Assimilationsdruck der römischen Umgebung. Bei den Burgundern erfolgte der Übergang zum lateinisch-katholischen Christentum während der Herrschaft des Königs Sigismund (516–23), der schon als Prinz katholisch geworden war. Im Reich der Suewen setzte er um 555 ein. Im Westgotenreich trat König Rekkared (586–601) 587 zum katholischen Bekenntnis über. Zuvor hatte Rekkareds Vater Leowigild (568–86) noch vergeblich versucht, die spanische Kirche unter dem Zeichen des Arianismus zu einigen. Auf dem dritten Konzil von Toledo (589) wurde der offizielle Übertritt eines großen Teils der westgotischen arianischen Führungsschicht besiegelt. Allerdings stieß diese Wende auch noch auf einzelne, aber vergebliche Versuche eines politischen Widerstandes. Im Langobardenreich bahnte sich die Abkehr vom arianischen Christentum bereits seit dem späten sechsten Jahrhundert an. Endgültig erfolgte sie unter König Aribert (653–61). Eine Chance zu einer länger anhaltenden europäischen Wirksamkeit des gotisch-arianischen Christentums ging verloren, als im späten fünften Jahrhundert Versuche fehlschlugen, den aufstrebenden Frankenkönig Chlodwig zu gewinnen. Er wandte sich dem lateinisch-katholischen Christentum zu. Eine in jüngerer Zeit geäußerte Vermutung, er sei zuvor allerdings schon arianischer Katechumene gewesen, 2 hat keine einsichtig zu machende Grundlage in den Quellen. 3