ABSTRACT
Lieber Krüger, entschuldigen Sie . . . Ich wollte unter keinen Umständen Ihnen die Blätter bloß »so« zurückschicken. Nicht, daß ich etwas zu bemerken hätte – es wäre nur ganz Unwesentliches – , aber ich habe in der letzen Zeit eine Art »Zwangsvorstellung« von der Vereinsamung, in der ich mich befinde und wollte Ihnen einen Vorschlag machen der Sie vielleicht überraschen, aber wohl kaum eine Ablehnung Ihrerseits erfahren wird. Es handelt sich um folgendes: es ist mir klar geworden, daß »wir« (d.h. eine Generation, eine ganze Generation, die ich mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen gar nicht kenne, die aber da ist) etwas zu »sagen« haben, und zwar notwendigerweise gemeinsam zu sagen haben. Nun war es bisher so, daß jeder von uns in einer Art Scham, oder auch Vorsicht, oder auch Stolz, sich hütete, das ihn Angehende »preiszugeben«. Aber damit ist jene Gefahr des »Monologisierens« gegeben, bei der man entweder sich einkapselt oder überhaupt nicht zu Rande kommt. Ich schmeichelte mir zwar, in einer gewißen letzten Unentschiedenheit Dem zu entsprechen was mir als Höchstes vorschwebt. Aber ich habe eingesehen, daß das nicht geht. Es gibt Fragen, denen man nicht ausweichen kann. Wie oft wird das gesagt! Aber ich glaube nicht, daß dieser Satz so einfach und leicht zu verstehen ist. –
Was folgt also daraus? Nun ich meine dies, daß ich ohne Umschweife mich an Sie wenden werde, um rückhaltlos meine Ansichten über gewiße Dinge darzulegen, um Ihre Einwände zu hören, sie zu entkräften oder mich ihnen zu beugen, kurz, um eine Art »Dialog« herzustellen. Daß ich mich an Sie wende, bedarf wohl keiner Erläuterung. Auch glaube ich, daß Sie selbst etwas ähnliches von je her im Auge hatten.