ABSTRACT

Die Entstehung der γ-Strahlen aus radioaktiven Substanzen ist schon lange Gegenstand der Erörterung. Da in vielen Fällen die γ-Strahlen als Begleiterscheinungen der Emission von γ-Strahlen auftreten, hat man naturgemäß zuerst angenommen, daß die Erregung von γ-Strahlen eine Folge der Ausschleuderung eines β-Teilchens aus dem Kern ist. Dieser Standpunkt begegnete ernstlichen Schwierigkeiten durch die Beobachtungen von Hahn und Meitner, daß eine Anzahl α-strahlender Substanzen auch γ-Strahlen aussendet. Überdies konnte Kuhn zeigen, daß die experimentell beobachtete Homogenität der γ-Strahlen nur erklärt werden kann, wenn die γ-Strahlen durch die Bewegung von Teilchen erzeugt werden, deren Masse mit der des Protons vergleichbar ist. In den letzten Jahren hat sich die Ansicht befestigt, daß die γ-Strahlen in der Regel durch Quantensprünge von α-Teilchen erzeugt werden, die einen Teil der Kernstruktur bilden. Diese Hypothese wurde von Gamow in folgender Weise präzisiert: Es wird angenommen, daß nach der Aussendung eines β-Teilchens aus einem Kern der zurück-bleibende Kern sich in einem erregten Zustande befindet, wobei eines oder mehrere der α-Teilchen in Niveaus sind, deren Energie über dem Normal-niveau liegt. Nach kurzer Zeit (von der Größenordnung 10–14 sec.) fällt das α-Teilchen zum normalen oder Grundzustande zurück, wobei die freiwerdende Energie E als γ-Strahl bestimmter Frequenz, gemäß der Gleichung E = hv, emittiert wird.