ABSTRACT

Im Journal Asiatic aus dem Jahre 1917 wurde von François Nau der Text einer syrischen Apokalypse veröffentlicht, den er in den ostsyrischen Handschriften Paris Bibl. Nat. 350 (A. D. 1646) 1 und Cambridge Add. 2054 (18. Jhdt?) 2 entdeckt hatte 3 . Obschon der Anfang dieser Apokalypse in der Pariser Handschrift infolge des Verlusts einiger Blätter nicht erhalten ist 4 und das Exemplar der Universitätsbibliothek in Cambridge lediglich zwei Fragmente derselben enthält 5 , hatte Nau rasch erkannt, dafißieser Text auffallende Berührungspunkte mit der sogenannten Apokalypse des Pseudo-Methodius zeigte, deren griechische und lateinische Fassungen ihm durch die alten Editionen 6 und die neue kritische Edition von Ernst Sackur bekannt waren 7 . Nau war aber davon ürzeugt, daß er den syrischen Urtext des Pseudo-Methodius gefunden hatte 8 , und mußte demnach eine Erklärung dafü finden, daß ieser Text auch erheblich abwich von dem griechisch-lateinischen Text und von den Pseudo-Methodius-Zitaten in der späëren syrischen Literatur 9 . Nau suchte dieses Problem zu lösn durch die Flypothese, daß der von ihm entdeckte syrische Text zwischen den Jahren 650-676 entstanden und in den Jahren 676-678 ins Griechische ürsetzt worden sei 10 . Diese griechische Fassung habe die Grundlage für die lateinische Übersetzung gebildet, sei aber auch wieder (jedenfalls nicht nach dem 9.Jhdt) ins Syrische rückübersetzt worden; und aus dieser zweiten syrischen Fassung sollten die syrischen Autoren Henanišoc bar Sarošway (2. Hälfte des 9. Jhdts) 11 , Bar Bahlul (10.Jhdt) 12 , Michael Syrus (gest. 1199) 13 und Salomo von Baṣra (13.Jhdt) 14 geschöpft haben 15 .