ABSTRACT

Wer Chen Yinques Lebensweg verfolgt, der wird auf die grundsätzlichen Ähnlichkeiten gestoßen, die zwischen ihm und Wang Guowei bestehen.1 Schon ihre äußere Erscheinung im langen Gewand und mit Kappe signalisierte den Unterschied zur neuen, westlich orientierten Intelligenz.2 Beide sahen sich als letzte Vertreter eines Gelehrtenstandes, in dem sich die Kulturwerte des alten China verkörperten.3 Diese Nähe zum Ideal des shi 士 zeigt sich vor allem in der Ge-

1 He Xin 何新 hat Liang Qichao, Zhang Taiyan, Wang Guowei und Chen Yinque als die vier großen Intellektuellen bezeichnet, denen die neuere chinesische Kulturwissenschaft am meisten zu verdanken habe. Dabei stellt er Chen noch vor Wang, weil sein materialorientierter Ansatz mehr Elemente des europäischen Wissenschaftsdenkens enthalte (He Xin 1999, S. 32-49).